Jodversorgung in Deutschland – der Jodmangel und seine Folgen

 

Die Folgen eines Jodmangels betreffen besonders Kinder

  • Wie häufig ist ein Jodmangel in Deutschland?

  • Welche Bevölkerungsgruppen sind besonders von einem Jodmangel bedroht?

  • Wie häufig sind Funktionsstörungen der Schilddrüse?



Hintergrund

Im Jahr 2013 galten nach den Definitionen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch 30 Staaten als Jodmangelregionen (13). Auch wenn Deutschland nach Bewertung der WHO nicht mehr als Jodmangelgebiet gilt (9), weist ein großer Teil der Bevölkerung weiterhin eine unzureichende Jodversorgung auf.
Gut begründeten Schätzungen zufolge leiden mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland unter einer behandlungsbedürftigen Jodmangelstruma oder knotigen Schilddrüsenveränderung.

Zu dem Teil der deutschen Bevölkerung, der weiterhin unzureichend mit Jod versorgt ist, zählen häufig Schwangere, Stillende und deren Kinder, die diesem Mangel ebenfalls ausgesetzt sind. Auch Jugendliche haben einen erhöhten Bedarf und sind zum Teil unterversorgt. Darüber hinaus zählen auch Vegetarier und Veganer zu den Risikogruppen für einen Jodmangel.


Der Körper eines gesunden Erwachsenen enthält zwischen 15 und 20 mg Jod, 70 % bis 80 % davon sind in der Schilddrüse gespeichert.

Für eine gesunde Schilddrüse ist neben Jod auch eine ausreichende Nährstoffversorgung mit Selen und Eisen erforderlich (11).


Wie häufig sind Funktionsstörungen der Schilddrüse?

Mindestens jeder dritte Einwohner Deutschlands hat auffällige Veränderungen der Schilddrüse; bei den über 65-Jährigen liegt dieser Anteil noch höher.
Nicht alle Funktionsstörungen der Schilddrüse machen zwingend eine Therapie erforderlich. Es gibt auch Veränderungen der Schilddrüse, deren Verlauf ärztlich beobachtet werden muss, ohne dass eine Behandlung notwendig ist.

Die Häufigkeit von Schilddrüsenfunktionsstörungen und -Erkrankungen in Deutschland liegt basierend auf einer Untersuchung an einem großen Kollektiv aus Mecklenburg-Vorpommern (MV) und Bayern weiterhin extrem hoch. In dieser Untersuchung wurden zum Nachweis einer Schilddrüsenfunktionsstörung eine Kombination von Schilddrüsen-Ultraschalluntersuchungen und Schilddrüsenhormonwert-Messungen angewendet.

Die Prävalenz von bereits vor Studienbeginn diagnostizierter Schilddrüsenveränderungen (ca. 25 %) war bemerkenswert hoch und in beiden Regionen nahezu gleich. Die Gesamtzahl an Schilddrüsenveränderungen, die vorher bekannten und die bisher unbekannten Schilddrüsenveränderungen, belief sich auf 70,1 % in Mecklenburg-Vorpommern und 81,5 % in der Region um Augsburg (12).

Schilddrüsenknoten war häufiger in Bayern als bei den Teilnehmern aus dem Norden Deutschlands (Augsburg: 59,3 %; Mecklenburg-Vorpommern: 36,3 %).

Die Häufigkeit von erhöhten TSH-Werten (TSH basal > 2,12 mU/l) war in der Region um Augsburg höher, sowohl bei Männern als auch Frauen. Der Anteil von Männern mit erhöhtem TSH lag bei 4,2 % (MV) und bei 12,3 % im Raum Augsburg. Erhöhte TSH-basal-Werte können auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hinweisen, diese wiederum wird häufig durch einen Jodmangel verursacht.

Die Prävalenz erniedrigter TSH-Werte (< 0,25 mU/l) lag bei Männern bei 4,2 % (MV) und 1,7 % (Augsburg), während es bei den Frauen 3,5 % (MV) und 1,7 % (Aug) waren. Erniedrigte TSH-Werte waren somit häufiger im Nordosten als im Süden Deutschlands zu finden (12). Erniedrige TSH-Werte können auf eine Schilddrüsenüberfunktion hinweisen.

Ein Vergleich mit Daten aus den USA deutet darauf hin, dass besonders in Süddeutschland der Anteil der Menschen mit einer jodmangelbedingten Schilddrüsenunterfunktion überdurchschnittlich hoch liegt. Die Häufigkeit einer Schilddrüsenunterfunktion in den USA liegt, basierend auf den Daten der NHANES-Studie, bei 3,1 % bei allen Frauen und bei 6,9 % bei schwangeren Frauen (10). Wobei ein Jodmangel nur einer von vielen Ursachen einer Hypothyreose sein kann.


Jodversorgung in Deutschland - Häufigkeit eines Jodmangels

Wiederholt weisen Untersuchungen darauf hin, dass insbesondere bei Kindern die Jodversorgung unzureichend ist. Die im 12. Ernährungsbericht 2012 veröffentlichten Ergebnisse der DONALD-Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) zeigen beispielsweise, dass die Jodversorgung von Kindern in Deutschland weiterhin nicht zufriedenstellend ist (15).

Auch die „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KIGGS-Studie), deren Daten aus den Jahren 2003 bis 2006 stammen, kommt zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Jodversorgung der Kinder und Jugendlichen gemäß allgemeiner Kriterien der Weltgesundheitsorganisation im unteren Normalbereich liegt. Den Ergebnissen der KiGGS-Studie zufolge weisen 24,5 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen einen milden Jodmangel auf, 9,4 Prozent zeigen einen moderaten Jodmangel und 7,1 Prozent sind von einem schweren Jodmangel betroffen. Besonders auffällig ist die Unterversorgung in der Altersgruppe der unter 2-Jährigen.

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Jodaufnahme

Untersuchungen zufolge macht jodiertes Speisesalz, das zu Hause zum Salzen und bei der Herstellung von Lebensmitteln verwendet wird, den größten Anteil der Jodaufnahme aus (48 %). Zusammen mit Milch macht es derzeit 86 % der täglichen Jodzufuhr aus.

In den letzten Jahren zeichnet sich insgesamt eine Verschlechterung der Jodversorgung in Deutschland ab. Ursache dafür könnte ein Rückgang der Verwendung von Jodsalz in der Lebensmittelindustrie sein.


Gibt es regionale Unterschiede in der Häufigkeit eines Jodmangels?

Bei Erwachsenen wurden im Rahmen der Gesundheitsstudien SHIP + SHIP1 in Mecklenburg-Vorpommern (Study of Health in Pomerania) Jod-Urinausscheidungen gemessen, die weiterhin auf eine unzureichende Jodversorgung schließen lassen. Zum Vergleich wurde ein Kollektiv aus dem Raum Augsburg untersucht (12).
Das Ziel dieser Studie war es, regionale Unterschiede in der Jodversorgung und die Häufigkeit von bisher nicht diagnostizierten Erkrankungen der Schilddrüse (Knotenbildung und Autoimmunerkrankung), einschließlich Funktionsstörungen der Schilddrüse zu untersuchen (12). In diese Studie wurden 25- bis 88-jährige Männer und Frauen ohne bisher bekannte Schilddrüsenerkrankungen eingeschlossen.

Ergebnisse: Der Anteil der Personen mit einer Schilddrüsenvergrößerung (Kropf) lag in Mecklenburg-Vorpommern (MV) bei 35,7 % und in Süddeutschland (Augsburg) bei 31,0 %. In beiden Populationen waren Männer häufiger (MV: 37,5 %; Augsburg: 32,6 %) betroffen als Frauen (33,6 % und 29,1 %). Die Häufigkeit eines Kropfs stieg mit zunehmendem Alter an. Bei Männern in der jüngsten Altersgruppe lag der Anteil bei 15,0 % (MV) und 19,5 % (Augsburg), verglichen mit 49,7 % (MV) und 36,9 % (Aug) bei den älteren Teilnehmern (12).


Jodmangel und seine Folgen

Bei Erwachsenen kann ein chronischer Jodmangel zur Entstehung eines Kropfes führen. Die Bildung eines Kropfes bedeutet nicht zwangsläufig eine Schilddrüsenunterfunktion. Die Kropfbildung ist die direkte Folge eines abnehmenden Jodgehalts der Schilddrüse. Dieser setzt wachstumsfördernde Prozesse in Gang, infolgedessen sich die Schilddrüse vergrößert (Strumabildung).

Häufig treten auch nicht sichtbare Funktionsstörungen der Schilddrüse infolge eines Jodmangels auf. Besonders wichtig ist die Schilddrüsenunterfunktion, die mit einer verminderten Hormonproduktion einhergeht.


Schwangere

Mögliche gesundheitliche Folgen einer mangelhaften Jodversorgung von Schwangeren und damit auch von Neugeborenen sind u.a. ein erhöhtes Risiko von Fehlgeburten, die Entwicklung eines Neugeborenen-Kropfes und eine damit einhergehende Schilddrüsenunterfunktion, eine gestörte Hirnentwicklung und damit verbundene geistige Entwicklungsdefizite (Minderung der Intelligenz) sowie Wachstumsstörungen und eine verzögerte Knochenreifung (4, 14, 17).
Zu wenig Jod in der Schwangerschaft und Kindheit führt zu neurologischen und psychischen Defiziten bei Kindern. Der Intelligenzquotient (IQ) von Kindern, die in einem Gebiet mit ausgeprägtem Jodmangel leben, liegt im Durchschnitt 12 Punkte niedriger als von Menschen, die in Regionen mit guter Jodversorgung leben.

Während die negativen Auswirkungen eines schweren Jodmangels als gut belegt gelten, sind die negativen Folgen eines milden bis moderaten Jodmangels weniger gesichert und auch die Vorteile einer Jod-Supplementierung gelten in dieser Gruppe als umstritten (8).


Kinder/Jugendliche

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Wie schnell entwickelt sich eine Schilddrüsenunterfunktion aufgrund eines Jodmangels?

Ein Jodmangel führt zunächst zum Verbrauch der Jodreserven in der Schilddrüse. Etwa 80 % der Reserven befinden sich in der Schilddrüse. Sind diese Reserven aufgebraucht, wird die Bildung der Schilddrüsenhormone reduziert und es kommt zur Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Abhängig von der Höhe der Jodzufuhr kann sich dieser Prozess über Monate bis Jahre hinziehen. 

Leichte Schilddrüsenvergrößerungen werden häufig nicht wahrgenommen, haben aber dennoch eine medizinische Relevanz. In Jodmangelstrumen, die über längere Zeit bestehen, können sich sogenannte "heiße“ oder „kalte" Knoten entwickeln. Bei heißen Knoten kommt es zu unkontrollierter, vermehrten Hormonproduktion der Schilddrüse (Hyperthyreose). Kalte Knoten bilden in der Regel keine Hormone, können sich aber zu einem Schilddrüsenkrebs weiterentwickeln.


Empfohlene tägliche Jodaufnahme

Die durchschnittliche Jodaufnahme der deutschen Bevölkerung über die Ernährung liegt bei etwa 120 μg Jod pro Tag.

Empfohlene Zufuhr von Jod (6)

Altersgruppe Jodzufuhr in μg/Tag
Säuglinge 0 bis unter 4 Monate                                   40
Säuglinge 4 bis unter 12 Monate                                 80
Kinder 1 bis unter 4 Jahre                                          100
Kinder 4 bis unter 7 Jahre                                          120
Kinder 7 bis unter 10 Jahre                                        140
Kinder 10 bis unter 13 Jahre                                      180
Kinder 13 bis unter 15 Jahre                                      200
Jugendliche und Erwachsene 15 bis unter 51 Jahre  200
Erwachsene 51 Jahre und älter                                  180
Schwangere                                                                230
Stillende                                                                      260


Zu viel Jod? Gibt es eine Obergrenze für die tägliche Jodaufnahme?

Aus den USA stammt das Konzept des "Tolerable Upper Intake Levels" also der Definition eines Grenzwertes zur höchsten noch verträglichen Zufuhr eines Nährstoffs. Diese Grenze bis zu welcher eine regelmäßige Zufuhr von Jod noch keine unerwünschten Nebenwirkungen bei Gesunden ohne Schilddrüsenerkrankung verursacht, liegt für Erwachsene bei 1100 µg Jod pro Tag (17).
Nach Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung sollten Erwachsene eine tägliche Aufnahme von 500 µg Jod pro Tag nicht überschreiten (5). Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat aus Vorsorgegründen zum Schutz von empfindlichen Personen empfohlen, bei Erwachsenen die tägliche Jodaufnahme durch die Nahrung auf 500 µg zu begrenzen (7).

Eine besonders hohe Jodzufuhr kann mit dem Verzehr von Algen verbunden sein. Der Jodgehalt von getrockneten Algen kann besonders hoch sein, weil sich Jod im Meerwasser anreichert und von einigen Algenarten gespeichert wird. Schon bei geringen Verzehrsmengen von 1 bis10 Gramm Algen kann die maximale Aufnahmemenge von 500 Mikrogramm Jod pro Tag deutlich überschritten werden.


Jodzufuhr in der Schwangerschaft

Der erhöhte Bedarf an Jod in Schwangerschaft und Stillzeit (230 - 260 µg) kann nur schwer über die normale Ernährung gedeckt werden. Daher empfiehlt der Arbeitskreis Jodmangel Schwangeren eine ergänzende tägliche Einnahme von 100 bis 150 μg Jod in Form von Tabletten (1).
Untersuchungen zufolge verbessert eine Jod-Supplementierung in der Schwangerschaft einige Schilddrüsen-Parameter der Mutter und kann kognitive Funktionen bei Kindern im Schulalter auch in Gebieten mit geringfügigem Jodmangel verbessern (17). Weitere große, prospektive, kontrollierte Studien sind allerdings notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

Die Vermutung, dass es unter einer Jod-Supplementierung in der Schwangerschaft zu Jod-induzierten Funktionsstörungen der Schilddrüse kommt, konnte durch die bisherigen Untersuchungen nicht bestätigt werden. Es fanden sich keine Hinweise auf eine Zunahme von Funktionsstörungen der Schilddrüse in den kontrollierten Interventionsstudien mit Jodeinnahme in der Schwangerschaft. Eine hohe, unkontrollierte Zufuhr von Jod sollte aber in der Schwangerschaft unbedingt vermieden werden.


Jodgehalt in Lebensmitteln

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Studien zur Wirksamkeit der Jodprophylaxe

Es scheint gesichert, dass eine Jod-Supplementation bei Kindern die Kropf-Häufigkeit vermindert. Eine neuere Cochrane Übersichtsarbeit aus 26 prospektiven Studien konnte eine Abnahme der Häufigkeit von Schilddrüsenvergrößerung bei Kindern dokumentieren, fand aber keinen Einfluss der Jodgabe auf kognitive und psychomotorische Funktionen. Auch in einem zweiten Cochrane-Review aus sechs prospektiven, kontrollierten Studien in der Allgemein-Bevölkerung wurden günstige Wirkungen einer Jod-Supplementierung auf die Häufigkeit von Schilddrüsenvergrößerung dokumentiert.

Eine weitere Studie hatte festgestellt, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft eine Jodkonzentration von weniger als 150 µg/l im Urin aufwiesen, im Alter von 9 Jahren eine statistisch signifikant schlechtere Rechtschreibung und Grammatik aufwiesen als Kinder von Müttern mit ausreichender Jodversorgung in der Schwangerschaft (2). Und das, obwohl die Kinder in einer Region mit ausreichender Jodversorgung aufwuchsen.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine unzureichende Jodaufnahme in der sensiblen Phase der Schwangerschaft auch durch eine spätere ausreichende Versorgung nicht vollständig zu kompensieren ist.

Eine Metaanalyse von Bleichrodt und Born, bestehend aus 21 Beobachtungs oder quasi-randomisierten Studien, kommt zu dem Ergebnis, dass der Intelligenzquotient (IQ) bei Patienten mit mittelschweren bis schweren Jodmangel um durchschnittlich 13,5 Punkte vermindert ist (3, 4). Dem gegenüber zeigen andere Untersuchungen, dass eine unzureichende Jodaufnahme in der Schwangerschaft nicht notwendigerweise negative Auswirkungen auf die geistige Entwicklung von Kindern haben muss (8).

Weitere Untersuchungen zeigten, dass Kinder von Frauen mit unbehandelter Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) einen um 7-10 Punkte verminderten IQ im Vergleich zu Kindern von Müttern mit normaler Schilddrüsenfunktion aufwiesen (4).


Nebenwirkungen

Bei der prophylaktischen Anwendung von Jod in einer altersangepassten Dosierung bei Neugeborenen, Kindern, Jugendlichen und Schwangeren ist mit Nebenwirkungen nicht zu rechnen.

Vereinzelt wird über eine sogenannte Jodallergie berichtet. Bei der Jodallergie handelt es sich nicht um eine allergische Reaktion auf Jod (5). Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion, die auf der Stimulierung des Immunsystems durch ein Allergen beruht. Die im Jodsalz verwendeten Jodverbindungen sind zu kleine Moleküle, um als Allergene wirken zu können. Daher gibt es keine Jodallergie (5). Trotzdem kann es zu Allergien gegen jodhaltige Produkte, z. B. Röntgenkontrastmittel, kommen. Als Allergen wirkt dann aber die Trägersubstanz, an die Jod gebunden ist.


Fazit

Bei einem wesentlichen Teil der Bevölkerung in Deutschland muss von einer unzureichenden Jodversorgung ausgegangen werden. Von einem Jodmangel bedroht sind insbesondere Schwangere, Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Bis zu einem Drittel aller Menschen weisen eine jodmangel-bedingte Schilddrüsenvergrößerung (Struma) auf. Um mögliche Entwicklungsdefizite bei Kindern zu vermeiden, ist eine Jod-Supplementation, besonders in der Schwangerschaft und Stillzeit, zu empfehlen. Um die Jodversorgung insgesamt zu verbessern, ist die ausschließliche Verwendung von Jodsalz ratsam.


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Literatur/Quellennachweis

1. Arbeitskreis Jodmangel (Hrsg.): Jodmangel und Jodversorgung in Deutschland. Frankfurt, 4. Auflage (2013).
2. Bath SC, Steer CD, Golding J, et al. Effect of inadequate iodine status in UK pregnant women on cognitive outcomes in their children: results from the Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC). Lancet. 2013;382:331–337.
3. Bleichrodt N, Born MP. A metaanalysis of research on iodine and its relationship to cognitive development. In: Stanbury JB, ed. The Damaged Brain of Iodine Deficiency. New York: Cognizant Communication Corporation; 1994:195–200.
4. Bougma K, Aboud FE, Harding KB, et al. Iodine and mental development of children 5 years old and under: a systematic review and meta-analysis. Nutrients. 2013;5:1384–1416.
5. Bundesinstitut zur Risikobewertung: Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jodmangelvorsorge, 2012. www.bfr.bund.de
6. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Empfehlungen zur Jodaufnahme: http://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/
7. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt a. d. Weinstraße, 1. Auflage, 5., korrigierter Nachdruck (2013).
8. Ghassabian A, Steenweg-de Graaff J, Peeters RP, Ross HA, Jaddoe VW, Hofman A, Verhulst FC, White T, Tiemeier H. Maternal urinary iodine concentration in pregnancy and children's cognition: results from a population-based birth cohort in an iodine-sufficient area. BMJ Open. 2014 Jun 12;4(6):e005520.
9. Hampel R, Bennöhr G, Gordalla A, Below H. Urinary iodide excretion in adults in germany 2005 meets WHO target. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2010 Apr;118(4):254-7.
10. Hollowell JG, Staehling NW, Flanders WD, Hannon WH, Gunter EW, Spencer CA & Braverman LE. Serum TSH, T(4), and thyroid antibodies in the United States population (1988 to 1994): National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES III). Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2002 87 489–499.
11. Köhrle J. Selenium and the thyroid. Curr Opin Endocrinol Diabetes Obes. 2013 Oct;20(5):441-8.
12. Meisinger C, Ittermann T, Wallaschofski H, Heier M, Below H, Kramer A, Döring A, Nauck M, Völzke H. Geographic variations in the frequency of thyroid disorders and thyroid peroxidase antibodies in persons without former thyroid disease within Germany. Eur J Endocrinol. 2012 Sep;167(3):363-71.
13. Pearce EN, Andersson M, Zimmermann MB. Global iodine nutrition: where do we stand in 2013? Thyroid 2013;23:523-8.
14. Pearce EN. Effects of iodine deficiency in pregnancy. J Trace Elem Med Biol. 2012 Jun;26(2-3):131-3.
15. Remer T, Johner S, Thamm M: Jodversorgung von Schulkindern in Deutschland – Ergebnisse der DONALD-Studie. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): 12. Ernährungsbericht 2012. Bonn (2012) 112–118.
16. Swanson CA, Pearce EN. Iodine insufficiency: a global health problem? Adv Nutr. 2013;4:533–5.
17. Trumpff C, De Schepper J, Tafforeau J, Van Oyen H, Vanderfaeillie J, Vandevijvere S. Mild iodine deficiency in pregnancy in Europe and its consequences for cognitive and psychomotor development of children: a review. J Trace Elem Med Biol. 2013 Jul;27(3):174-83.


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