Hoodia gordonii zur Appetithemmung


Kann Hoodia den Hunger unterdrücken?


Hintergrund

Hoodia gordonii ist eine in Südafrika beheimatete Pflanze, die oft auch nur als Hoodia bezeichnet wird.

Traditionell wurde Hoodia gordonii von den Khoi-San aus Südafrika und Namibia zum Unterdrücken von Hunger und Durst während langandauernder Jagdphasen verwendet. Die Kommerzialisierung dieser Pflanze gilt als sehr umstritten aufgrund von geistigen Eigentumsrechten. Auffällig ist die Tatsache, dass mehrere prominente Pharmaunternehmen, die an der Entwicklung von Hoodia Gordonii als Arzneimittel beteiligt waren, ihr Interesse zurückgezogen haben.

In den Medien wird der Extrakt aus Hoodia gordonii als natürlicher Appetit-Hemmer beworben. Unter der kontinuierlichen Einnahme von Hoodia-Extrakt soll es zu einer Minderung des Appetits bzw. zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl kommen. Langfristig könnte diese Eigenschaft zu einer Abnahme des Körpergewichts beitragen.
Hoodia gordonii wird im Internet im Wesentlichen als appetithemmend beworben.

Wirkmechanismus von Hoodia gordonii

Bis heute ist unklar wie Hoodia genau wirkt. Bislang sind nur spärlich Untersuchungen zum Wirkmechanismus veröffentlicht worden. Trotz Isolierung zahlreicher Steroidglykoside aus Hoodia gordonii konzentriert sich die Forschung auf das Pregnan-Glykosid P57 als wirksamen Inhaltsstoff und Marker, u.a. um die Qualität der Rohstoffe zu überprüfen.

Studien zum Wirksamkeitsnachweis

In einer tierexperimentellen Untersuchung an Raten wurde unter der Dosierung von 6.25 – 50 mg/kg eine reduzierte Nahrungsaufnahme und nachfolgend eine Gewichtsreduktion bei den Tieren beobachtet (1). Weitere tierexperimentelle Daten bestätigten diese Ergebnisse (2).

Bisher liegen nur wenige Ergebnisse aus Placebo-kontrollierten Studien zur Anwendung von Hoodia gordonii beim Menschen vor. Untersuchungsergebnisse einer Phase-I/II-Studie an 18 Probanden lieferten erste Hinweise, dass die Einnahme über 15 Tage die Gesamtkalorienaufnahme im Vergleich zur Placebogruppe reduzierte (3), zu einer Abnahme des Körperfettanteils führte und dabei keine unerwünschten Nebenwirkungen auftraten. Diese Daten wurden bisher nur als Pressemitteilung veröffentlicht und sind nicht von Experten geprüft (3).

Notwendige wissenschaftliche Untersuchungen wurden dadurch erschwert, dass sich die Versorgung mit H. gordonii Pflanzenmaterial aufgrund der spärlichen geografischen Verteilung von Hoodia, der langsamen Reifung und benötigter Genehmigungen für den Export als schwierig herausstellte.

Eine kürzlich veröffentlichte Übersichtsarbeit fasst den derzeitigen Wissensstand zur klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit auf Basis der verfügbaren Literatur zu Hoodia gordonii zusammen (4).

http://www.amazon.de/Ratgeber-Naturheilmittel-Wirkungen-wichtigsten-Heilpflanzen/dp/149295246X/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1397806616&sr=1-1&keywords=ratgeber+naturheilmittel+-+welche+wirkungen+sind+belegt

Update 2013

In einer Placebo-kontrollierten Studie an 49 gesunden, übergewichtigen Frauen wurden über einen Zeitraum von 15 Tagen geprüft, ob sich die zweimal tägliche Einnahme von jeweils 1,1 g Hoodia-gordonii-Extrakt auf das Körpergewicht auswirkt (5). Die Frauen hatten während der Studie keine Diät-Vorgaben, sondern konnten entsprechend des eigenen Hungergefühls essen.
Ergebnis: Bei der Gesamt-Kalorienaufnahme gab es am Ende des Beobachtungszeitraumes keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zur Placebo-Gabe. Auch das Körpergewicht der Hoodia-gordonii-Gruppe unterschied sich nicht signifikant von der Placebo-Gruppe. Auffällig war jedoch die deutlich schlechtere Verträglichkeit von Hoodia gordonii. Insbesondere Übelkeit, Erbrechen, ein erhöhter Blutdruck und eine erhöhte Herzfrequenz traten häufiger unter der Hoodia-gordonii-Einnahme auf. Die Studienautoren kamen daher zu der Schlussfolgerung, dass Hoodia gordonii keinen signifikanten Effekt auf die Energieaufnahme und das Körpergewicht bei Frauen mit Übergewicht habe und zudem deutliche Nebenwirkungen verursachen könne (5).

Verträglichkeit von Hoodia gordonii

Das Pharmaunternehmen Pfizer, das in der Vergangenheit kurzzeitig die Lizenzrechte besaß, begründete seinen Rückzug aus der Weiterentwicklung mit Inhaltsstoffen der Pflanze, die sich negativ auf den Leberstoffwechsel auswirken könnten.

Hoodia gordonii Präparate - Fälschungen möglich

Aufgrund der hohen öffentlichen Nachfrage nach Hoodia Gordonii bei insgesamt schwierigen Anbau-Bedingungen und fehlenden Qualitätskontrollen ist eine Fälschung von Hoodia-Produkten nicht auszuschließen. Eine stichprobenartige Untersuchung von 17 kommerziellen Hoodia-Produkten mit Hilfe chromatographischer Nachweisverfahren ergab, dass in den USA in ca. zwei Drittel der Proben kein Hoodia nachgewiesen werden konnte.

Fazit

Hinweise für eine mögliche Wirksamkeit von Hoodia Gordonii als Appetithemmer stammen überwiegend aus tierexperimentellen Untersuchungen. Aufgrund des fehlenden Wirksamkeitsnachweises beim Menschen und der schlechten Verträglichkeit muss von der Anwendung von Hoodia-Extrakt zur Appetithemmung und langfristigen Gewichtsreduktion abgeraten werden.

http://www.amazon.de/Naturheilmittel-Arzneimittel-wissenschaftlicher-Phytopharmaka-Evidenzbasierte/dp/1493706365/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1397806789&sr=1-1&keywords=naturheilmittel+pflanzliche+arzneimittel

Literatur:


1. van Heerden FR, Marthinus Horak R, Maharaj VJ, Vleggaar R, Senabe JV, Gunning PJ. An appetite suppressant from Hoodia species. Phytochemistry. 2007 Oct;68(20):2545-53.

2. MacLean DB, Luo LG. Increased ATP content/production in the hypothalamus may be a signal for energy-sensing of satiety:studies of the anorectic mechanism of a plant steroidal glycoside. Brain Res. 2004; 1020:1-11.

3. Lee RA, Balick MJ. Indigenous use of Hoodia gordonii and appetite suppression. Explore (NY). 2007 Jul-Aug;3(4):404-6. Review.

4. Vermaak I, Hamman JH, Viljoen AM. Hoodia gordonii: an up-to-date review of a commercially important anti-obesity plant. Planta Med. 2011 Jul;77(11):1149-60.

5. Blom WA, Abrahamse SL, Bradford R, Duchateau GS, Theis W, Orsi A, Ward CL, Mela DJ. Effects of 15-d repeated consumption of Hoodia gordonii purified extract on safety, ad libitum energy intake, and body weight in healthy, overweight women: a randomized controlled trial. Am J Clin Nutr. 2011 Nov;94(5):1171-81.


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Wirksam oder unwirksam


Wirksam  oder unwirksam?

 

Auf der Suche nach Informationen im Internet zur Wirksamkeit verschiedener Wirkstoffe stoße ich immer wieder auf die gleichen Schwierigkeiten: Es existieren widersprüchliche Aussagen zur Wirksamkeit, oftmals finden sich keine Belege für ganz gängige, etablierte Behandlungsoptionen. Genannt sei hier nur die Wirkung von Vitamin E oder Glucosamin bei Arthrose, von Vitamin C oder Zink bei der Vorbeugung von Infektionen oder von Magnesium bei Muskelkrämpfen. Diese Liste ließe sich noch unendlich vorsetzen.

Was ich häufig vermisse bei meiner Internet-Recherche sind ausgewogene, wissenschaftlich fundierte Bewertungen der Studienlage und damit letztlich der Wirksamkeit.


In den folgenden Beiträgen bewerte ich jeweils eine Behandlungsoption, in den meisten Fällen in Form von Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln zur oralen Anwendung. Meine Analyse bezieht sich in der Regel auf in internationalen Zeitschriften publizierte Studiendaten zur Wirksamkeit.








In vielen Fällen ist eine eindeutige Bewertung im Sinne von wirksam oder unwirksam aufgrund uneinheitlicher oder fehlender Studiendaten nicht möglich. Die Bewertung erfolgt daher als ein Wert auf dem Kontinuum von „unwirksam“ über „eher unwirksam“ „wahrscheinlich unwirksam“, "gegensätzliche Aussagen zur Wirksamkeit", "wahrscheinlich wirksam", „eher wirksam“, bis hin zu „wirksam“.




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