Lutein – Ist Lutein wirksam zur Vorbeugung von Augenerkrankungen?



Lassen sich Augenerkrankungen wie Makuladegeneration oder Katarakt durch eine regelmäßige Aufnahme von Lutein günstig beeinflussen?



Hintergrund

Lutein ist neben dem Beta-Carotin das am weitesten verbreitete Carotinoid. Durch seine antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften verbunden mit der Fähigkeit blaues Licht zu absorbieren, bietet Lutein einen Schutz vor verschiedenen Augenerkrankungen, vor allem der Makuladegeneration und dem Katarakt. Lutein ist als "Augenvitamin" bekannt. Seine Aufnahme über die Ernährung ist wichtig zur Aufrechterhaltung wichtiger Funktionen der menschlichen Linse und Netzhaut. Möglicherweise kann die Aufnahme von Lutein auch noch im hohen Alter der Makuladegeneration vorbeugen bzw. deren Verlauf abmildern.


Funktion

Lutein wird in der Natur stets von Zeaxanthin begleitet, beide Carotinoide zählen zur Gruppe der Xanthophylle und bilden die wichtigsten Schutzpigmente im menschlichen Auge. Beim Sehvorgang kommt Lutein zusammen mit Zeaxanthin eine essenzielle Rolle zu. Lutein kann nur von Pflanzen synthetisiert werden und muss vom Menschen über die Ernährung zugeführt werden. Lutein und Zeaxanthin sind hitzeempfindlich und werden beim Kochen zu 60 bis 100 Prozent zerstört.


Natürliche Quellen von Lutein

Lutein und Zeaxanthin werden in dunkelgrünen Blattpflanzen wie Spinat und Grünkohl synthetisiert. Die durchschnittliche tägliche Aufnahme von Lutein wurde mit 1,7 mg ermittelt.
Lutein ist in vielen natürlichen Produkten wie Brokkoli, Spinat, Grünkohl, Mais, orangen Paprika, Kiwis, Trauben, Orangen, Zucchini und Kürbis enthalten.

Auch Eier zählen zu den luteinreichen Nahrungsmitteln, wobei ihre Zufuhr mit einer erhöhten Cholesterinzufuhr verbunden ist. In einer kontrollierten Untersuchung konnte unter der Aufnahme von täglich einem Ei über 5 Wochen eine Zunahme von Serum-Lutein um 26 Prozent und von Zeaxanthin um 38 Prozent dokumentiert werden. Die Cholesterinspiegel blieben in dieser Studie unverändert.


Dosierung

Bisherige Studienergebnisse deuten darauf hin, dass 6 bis 10 mg Lutein pro Tag, aufgenommen entweder über die Ernährung oder als Nahrungsergänzungsmittel wahrscheinlich wirksam sind bei der Verringerung des Risikos einer Makuladegeneration. Obwohl die optimale Dosis von Lutein noch nicht genau bekannt ist, enthalten die meisten kommerziellen Produkte Dosierungen von ca. 10 mg/Tag.


Makuladegeneration und Katarakt

Die altersabhängige Makuladegeneration ist eine Sehstörung, die durch zunehmende Beeinträchtigung des scharfen Sehens gekennzeichnet ist. Die altersbedingte Makuladegeneration ist die Hauptursache für eine Erblindung im Alter von über 50 Jahren in den Industrienationen. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Von einer Makuladegeneration sind etwa 2 bis 3 Prozent der 50-Jährigen betroffen. Bei den 80-Jährigen weist etwa ein Viertel typische Merkmale einer Makuladegeneration auf. Raucher erkranken signifikant früher an einer Makuladegeneration und zeigen ungünstigere Verläufe.
Durch Absterben von Netzhautzellen im Bereich der Macula lutea (der Punkt des schärfsten Sehens) wird die Sehfähigkeit im zentralen Gesichtsfeld beeinträchtigt.

Die Katarakt oder der graue Star bezeichnet eine Trübung der Augenlinse.
Im allgemeinen werden die durch Alterungsprozesse verursachten biochemischen, physiologischen und physikalischen Prozesse für die Entstehung von Katarakt und Makuladegeneration verantwortlich gemacht. Die Pathogenese der beiden Erkrankungen ist noch nicht vollständig verstanden. Sie soll in erster Linie auf einer genetischen Disposition beruhen. Bestimmte Umweltfaktoren und Ernährungseinflüsse stehen im Verdacht, den individuellen Krankheitsverlauf entscheidend zu beeinflussen (1). Zu den Risikofaktoren zählen die Exposition gegenüber ultraviolettem Licht (bis etwa 380 nm) und blauem Licht (400-500 nm), oxidativer Stress und möglicherweise auch eine hohe Zufuhr von mehrfach ungesättigten Fettsäuren.


Epidemiologische Untersuchungen zum Stellenwert von Lutein in der Ernährung

Die erste epidemiologische Studie, die einen direkten Zusammenhang zwischen der Lutein-Aufnahme und der altersbedingten Makuladegeneration zeigte, wurde von Seddon et al. bereits 1994 veröffentlicht (7). Dabei zeigte sich, dass eine hohe Zufuhr von Lutein und Zeaxanthin im Vergleich zu einer geringen Zufuhr das Risiko der altersbedingten Makuladegeneration um 57 Prozent verringerte. In Übereinstimmung mit diesen Ergebnissen wurde ein inverser Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Spinat und Grünkohl (zwei besonders luteinreiche Lebensmittel) und dem Risiko einer Makuladegeneration beobachtet. Dies war die erste Studie, die nachweisen konnte, dass Menschen mit einer geringen Lutein-Aufnahme ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Makuladegeneration aufwiesen.

Im Jahr 1992 zeigte eine Fall-Kontroll-Studien, dass sich die Serumspiegel an Carotinoiden (u.a. Lutein, Zeaxanthin, Beta-Carotin und Lycopin) umgekehrt proportional zum Risiko der Makuladegeneration verhielten. Je besser die Versorgung mit Carotinoiden, desto geringer das Erkrankungsrisiko (6). Weitere Analysen bestätigten, dass die Häufigkeit der Makuladegeneration bei den Personen mit den höchsten Serum-Carotinoid-Spiegeln um 66 Prozent niedriger war als bei jenen mit den niedrigsten. Diese Studien waren die Grundlage für die Hypothese, dass Carotinoide eine Schutzwirkung gegenüber der altersbedingten Makuladegeneration aufweisen.


Studien zur Wirksamkeit von Lutein bei der Makuladegeneration

Die Frage, welchen Einfluss Antioxidantien und Zink auf die Entwicklung der altersabhängigen Makuladegeneration und des Grauen Stars (Katarakt) haben, wurden in der "Age-Related Eye Disease Study" (AREDS) geprüft (4). An der Studie nahmen insgesamt 4757 Personen im Alter von 55 bis 80 Jahren teil; die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug 6,3 Jahre. Es wurden täglich 500 mg Vitamin C, 400 IE Vitamin E, 15 mg Beta-Carotin, 80 mg Zink und 2 mg Kupfer verabreicht.
Wesentliches Ergebnis: Während die Kataraktentwicklung nicht beeinflusst werden konnte, wurden für die Makuladegeneration Hinweise auf eine positive Wirkung gefunden. Auf den Resultaten dieser Studien basieren die aktuellen Empfehlungen der Fachgesellschaften zur Einnahme von Vitaminen und Spurenelementen bei der altersabhängigen Makuladegeneration.
Die Ergebnisse im Einzelnen: Bei Betrachtung aller Patienten konnte keine positive Wirkung der verabreichten Vitamine und Mineralstoffe/Spurenelemente auf das Fortschreiten der Veränderungen am Augenhintergrund gefunden werden. Auch die Sehschärfeentwicklung war zwischen den jeweiligen Behandlungsgruppen nicht statistisch signifikant verschieden. Werden die behandelten Patienten jedoch in Gruppen mit unterschiedlichem Schweregrad der Makuladegeneration unterteilt, so zeigte sich, dass Patienten mit fortgeschrittenen Stadien von der täglichen Einnahme einer Kombination von Vitamin C und E sowie Beta-Carotin, Zink und Kupfer profitieren. Die Verminderung des Risikos, eine weiter fortgeschrittene Form der Makuladegeneration zu entwickeln, betrug 25 Prozent.
Demnach besitzt die Hochdosis-Vitamin-Mineralstofftherapie einen prophylaktischen Effekt bei fortgeschrittenen Formen der Makuladegeneration. Patienten ohne erkennbare Veränderungen oder mit lediglich einzelnen kleinen bis mittleren Drusen profitieren hiervon nicht.

Erst kürzlich wurden die Ergebnisse einer Fortsetzungsstudie, der AREDS-II-Studie veröffentlicht (8). Diese Studie untersuchte, ob die zusätzliche Gabe von Lutein/Zeaxanthin (10/2 mg) und Omega-3 (DHA/EPA 350/650 mg) das Risiko für die Entstehung oder für das Fortschreiten einer Makuladegeneration beeinflusst. Die Omega-3-Fettsäuren wurden in die neue Formulierung mit aufgenommen, da sie in hoher Konzentration in der Netzhaut vorkommen. Beta-Carotin steht im Verdacht, das Lungenkrebsrisiko zu erhöhen. Deshalb wurde es aus der ursprünglichen Formulierung entfernt und gegen die beiden Carotinoide Lutein und Zeaxanthin ausgetauscht, die natürlicherweise Bestandteile des Makulapigments sind. Die Zinkdosis wurde von 80 mg auf 25 mg reduziert, um das Risiko von Magen-Darm- Problemen zu vermindern.
Den Ergebnissen zufolge senkt die zusätzliche Gabe der Carotinoide und der Omega-3-Fettsäuren zur AREDS-Rezeptur nicht weiter das Risiko für ein Fortschreiten der Makuladegeneration. Trotzdem können die Carotinoide Lutein/Zeaxanthin als ein geeigneter Ersatz für Beta-Carotin bei Rauchern (auch ehemaligen) angesehen werden (2). 

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In der Subgruppenanalyse zeigten sich weitere wichtige Ergebnisse (2):
  • Teilnehmer, die Lutein und Zeaxanthin anstatt Beta-Carotin einnahmen, hatten ein um 18 Prozent vermindertes Risiko für eine fortgeschrittene Form der Makuladegeneration.
  • Bei Patienten, die zu Studienbeginn bereits ausgeprägte Veränderungen beider Augen im Sinne einer Makuladegeneration zeigten, führte die Einnahme von Lutein/Zeaxanthin zu einer Risikominderung für ein weiteres Fortschreiten um 24 Prozent im Vergleich zur Beta-Carotin-Einnahme.
  • Teilnehmer, die zu Beginn der Studie über die Ernährung unzureichend mit Lutein und Zeaxanthin versorgt waren, zeigten eine 25-prozentige Risikoreduktion verglichen mit Teilnehmern, die kein Lutein und Zeaxanthin in der Formulierung hatten.
  • Die Hinzunahme von Omega-3-Fettsäuren hatte keine Wirkung auf das Risiko, eine fortgeschrittene Makuladegeneration zu entwickeln.
  • Die Verminderung der Zinkdosis hatte ebenfalls keinen Effekt auf das Risiko, eine fortgeschrittene Makuladegeneration zu entwickeln.
  • Das Fortschreiten der Trübung der Augenlinse (Katarakt, grauer Star) konnte durch die Gabe von Lutein nicht beeinflusst werden (3).
Eine weitere placebo-kontrollierte Untersuchung konnte die positiven Befunde einer Lutein-Supplementation im Wesentlichen bestätigen (5).

In einer weiteren Studie an 72 Patienten mit ersten Zeichen einer altersbedingten Makuladegeneration wurde die Einnahme von täglich 10 mg Lutein über 12 Monate geprüft (10). Die Ergebnisse bestätigen, dass ein Teil der Patienten von der Lutein-Gabe durch eine Verlangsamung der Krankheitsprogression profitieren.

Einfluss von Lutein auf die Sehleistung bei nächtlichen Autofahrten

In einer Placebo-kontrollierten Studien gelang der Nachweis, dass sich die Sehleistung gesunder Probanden (n=120) bei nächtlichen Autofahrten unter der Einnahme von täglich 20 mg Lutein über einen Zeitraum von einem Jahr verbessert. Auch andere Aufgaben, die ein räumliches Sehen bei schlechter Beleuchtung erfordern, besserten sich unter der Lutein-Gabe (9).


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Literatur:

1. Abdel-Aal el-SM, Akhtar H, Zaheer K, Ali R. Dietary sources of lutein and zeaxanthin carotenoids and their role in eye health. Nutrients. 2013 Apr 9;5(4):1169-85.
2. Age-Related Eye Disease Study 2 (AREDS2) Research Group, Chew EY, Clemons TE, Sangiovanni JP, Danis RP, Ferris FL, et al. Secondary analyses of the effects of lutein/zeaxanthin on age- related macular degeneration progression: AREDS2 report No. 3. JAMA Ophthalmol. 2014 Feb;132(2):142-9.
3. Age-Related Eye Disease Study 2 (AREDS2) Research Group, Chew EY, SanGiovanni JP, Ferris FL, Wong WT, et al. Lutein/zeaxanthin for the treatment of age-related cataract: AREDS2 randomized trial report no. 4. JAMA Ophthalmol. 2013 Jul;131(7):843-50.
4. Age-Related Eye Disease Study Research Group A randomized, placebo-controlled, clinical trial of high-dose supplementation with vitamins C and E and beta carotene for age-related cataract and vision loss: AREDS report no. 9. Arch Ophthalmol 2001; 119:1439-52.
5. Beatty S, Chakravarthy U, Nolan JM, Muldrew KA, Woodside JV, Denny F, Stevenson MR. Secondary outcomes in a clinical trial of carotenoids with coantioxidants versus placebo in early age-related macular degeneration. Ophthalmology. 2013 Mar;120(3):600-6.
6. Risk factors for neovascular age-related macular degeneration. The Eye Disease Case-Control Study Group. Arch. Ophthalmol. 1992, 110, 1701–1708.
7. Seddon, J.M.; Ajani, U.A.; Sperduto, R.D.; Hiller, R.; Blair, N.; Burton, T.C.; Farber, M.D.; Gragoudas, E.S.; Haller, J.; et al. Dietary carotenoids, vitamins A, C, and E, and advanced age-related macular degeneration. Eye Disease Case-Control Study Group. JAMA 1994, 272, 1413–1420.
8. The Age Related Eye Disease Study 2 Research Group (AREDS2). Lutein + Zeaxanthin and Omega-3 Fatty Acids for Age Related Macular Degeneration: The AREDS 2 Randomized Clinical Trial. JAMA. 2013, 5:1-11.
9. Yao Y, Qiu QH, Wu XW, Cai ZY, Xu S, Liang XQ. Lutein supplementation improves visual performance in Chinese drivers: 1-year randomized, double-blind, placebo-controlled study. Nutrition. 2013 Jul-Aug;29(7-8):958-64.
10. Murray IJ, Makridaki M, van der Veen RL, Carden D, Parry NR, Berendschot TT. Lutein supplementation over a one-year period in early AMD might have a mild beneficial effect on visual acuity: the CLEAR study. Invest Ophthalmol Vis Sci. 2013 Mar 11;54(3):1781-8.